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2010 Umbauten / Renovationen, Studienaufträge / Projektwettbewerbe, Bauten im historischen Kontext, Reinach BL

Dorfkirche St. Nikolaus

Umbauen, Renovieren und Neugestalten ist immer ein Wagnis - und eine besondere Herausforderung. Bei Sakralbauten kommen drei weitere Aspekte hinzu:

-das Verharren und Festhalten

-das "Aufbrechen" und "Neue-Wege-Suchen"

-die vorgeschriebene liturgische Grundordnung

Es gibt Prinzipien, die unverändert bleiben, und es gibt Formen, die veränderbar sind. Dies giltauch für die Architektur als eine der Ausdruckformen der Gesellschaft.

Unser Leitbild

Wir sind uns bewusst, dass die baulichen Eingriffe respektvoll und zurückhaltend sein sollen. Die einzelnen Bereiche wie Hauptschiff, Chor, Marienkapelle oder Meditationsraum sollen in ihrem liturgischen Gebrauch neu interpretiert werden. Jeder spezifische Ort der Kirche soll durch die räumliche Gestaltung und durch die sakrale Möblierung eine klare Bestimmung und eine eigene Definition erhalten.

Mit unserem Vorschlag für die Renovation der katholischen Kirche St. Nikolaus möchten wir den heutigen Kirchenraum aufwerten und die Einrichtungen für eine flexiblere Nutzung verbessern.

Wir möchten einen Raum in der vorhandenen Struktur schaffen, einen Raum, der Freude, Hoffnung und Stille in sich vereinigt.

Alle Materialien sowie die (neuen) liturgischen Einrichtungen wie Altar, Ambo, Tabernakel oder Taufstein sollen in engem Bezug zum Kirchenraum stehen. Es sollen Materialien ausgewählt werden, die Assoziationen zu Einfachheit und Schlichtheit hervorrufen, die in ihrer Erscheinung zurückhaltend und im Unterhalt pflegeleicht sind.

Eine Veredelung bescheidener Materialien mit dem Hintergrund ihrer liturgischen Bedeutung.

Die St. Nikolaus-Kirche

1876 entstand Wilhelm Kellers (1823 - 1888) katholische Kirche St. Nikolaus. Die Kirche war ein typisches Beispiel des neuromanisch-klassizistischen Baustils.

In zwei Phasen wurden dann im Abstand von zehn Jahren - 1920 die Innenrenovation und 1930 die Aussenrenovation der Kirche ausgeführt. Unter der Leitung des bedeutenden Künstlers und Architekten Dr. Adolf Gaudy aus Rorschach (1872 - 1956) wurden die kahlen Wände mit hellen Lisenen und mit in Gold gelegten Margariten geschmückt. Die renovationsbedürftigte Kirchendecke wurde durch eine neue Decke ersetzt und in ein reiches Kassettengewölbe verwandelt. Die in weissem Glas gehaltenen bildlosen Kirchenfenster wurden dem Stile angemessen mit Standes-

heiligen aus der Offizin Zettler in München ergänzt.

Kellers Bau erfuhr 1962 eine weitere entscheidende Veränderung. Der Chor wurde durch einen Erweiterungsbau ersetzt, welcher das Platzangebot der Kirche von 400 auf 600 erhöhte. Zuständig für diese Veränderung in der Formensprache des modernen Bauens waren die Architekten Niklaus Kunz und Knut Jeppesen aus Reinach.

Der Erweiterungsbau distanziert sich mit seiner Architektur unverkennbar vom bestehenden Hauptschiff sowohl in seiner Geometrie wie auch in seiner Materialisierung.

Dort wo einst zwei elegant geschwungene Holztreppen die Empore erschlossen, wurde auf der einen Seite eine Nische für die heilige Maria realisiert. Ein freistehender Mauerwinkel trennt den Eingang von der, in ihrer Fläche zu klein wirkenden Marienkapelle ab. Als verbindende Elemente dieser beiden Baueppochen wurden der Bodenbelag in der gesamten Kirche einheitlich mit dunklen Natursteinplatten erneuert und die Kirchenbankreihen bis in den Chorraum hinein weitergeführt.

Das Konzept

Gemäss unserem Vorschlag für die Renovation der katholischen Kirche St. Nikolaus möchten wir das Kirchenschiff (1876) mit dem Erweiterungsbau (1962) besser zusammen binden aber nicht verschmelzen. Die beiden Baueppochen sollen weiterhin ablesbar bleiben. Den Kirchenraum möchten wir aufwerten und die Einrichtungen für eine flexiblere Nutzung verbessern. Mit beweglichem Mobiliar, Stühlen oder unterteilbare Bankreihen möchten wir eine flexiblere Nutzung schaffen.

Ein von der Decke losgelöstes Deckenschild verbindet die beiden Räume in der horizontalen Ausrichtung. Beim Übergang beider Raumfolgen leicht geknickt - verläuft es keilförmig weiter bis hin zum Spitz der Chorverglasung.

Die im ganzen Kirchenschiff und Chorraum einheitlich gestalteten Deckenleuchten dienen zusätzlich als räumlich verbindendes Element beider Baueppochen.

Die Treppenstufen beim Chor werden entfernt. Dadurch gewinnt der Raum an Grösse und wird gleichzeitig mit dem Kirchenschiff besser verbunden. Der grosszügige Chorraum erlaubt nun eine erweiterte liturgische Nutzung.

Die Marienkapelle wird räumlich erweitert und gewinnt durch eine zurückhaltende Materialisierung an Klarheit und Präzision. Zwei symmetrisch angeordnet, transluzente Verglasungen beim Eingangsbereich bilden auf der einen Seite den erweiterten Raum für die Kapelle; auf der anderen Seite entsteht ein zusätzlicher Raum, geeignet als Spielecke für die Kinder. Diffuses Licht dringt durch die Verglasung in den Eingangsbereich.

Der Raum der Stille oder auch Meditationsraum wird durch ein neues Oblicht belichtet. Dadurch wird dem Raum eine sakrale Stimmung vermittelt. Die vermutlich nachträglich zugeführten Betonelemente beim Eingang werden durch eine grosszügige Verglasung ersetzt.

Bauherrschaft: Römisch-katholische Kirchgemeinde, Pfarrei St. Nikolaus

Lichtplanung: mosersidler. AG für Lichtplanung, Zürich